Dienstag, 3. Mai 2011

Das Sorgenpüppchen - Versuch einer jungen Schülerin zu helfen


Foto: Anita v. Kuczkowski

Jeder der Nachhilfe gibt, weiß, dass der Erfolg der Schüler auch davon abhängt, wie gut man es schafft die Schüler zu motivieren, um sie aus ihrer verzweifelten Lage wieder herauszuholen. Vielen Schülern erscheinen die Lücken, die gefüllt werden müssen, um wieder Anschluss an den aktuellen Schulstoff zu bekommen, unüberbrückbar. 

Ausgebrannte Schülerin
Neulich hatte ich ein Gespräch mit einer Schülerin, welches mich noch lange nachdenken lies. Das Gespräch kam zustande, weil sie trotz mehrmaligen Ermahnens nicht anfing ihre Aufgaben zu erledigen. Die Schülerin geht in die 5. Klasse eines angesehenen Gymnasiums. Nachdem sie nach 40min noch immer nicht ein Wort in ihr Heft geschrieben hatte, brach ich den Unterricht ab und fing das Gespräch an. Im Laufe des Gesprächs erzählte mir die Schülerin ganz traurig, dass ihr die Schule und der Nachhilfeunterricht keinen Spaß machen würden. Darüber hinaus sei das Schlimmste, dass sie ihr Lachen verloren hätte. Als sie mir davon erzählte wurde auch ich ganz traurig. Die Schülerin ist ein sehr intelligentes Mädchen. Leider überfordert sei der ganze Alltag. Ihre Eltern schicken sie zusätzlich zum Schulunterricht noch in den Förderunterricht in der Schule (2x die Woche), zur privaten Nachhilfe (3x die Woche) und am WE noch in die Koranschule. In der wenigen Freizeit, die ihr dann noch bleibt, muss sie sich um ihre Hausaufgaben kümmern und für anstehende Klassenarbeiten lernen. Als ich die Schülerin zu Beginn der 5. Klasse kennen lernte war sie ein sehr fröhliches und aufgeschlossenes Mädchen und binnen einiger Monate hat sie sich ins totale Gegenteil verwandelt. Ich denke ihr Problem ist, dass sie einfach noch ein bisschen länger Kind sein möchte und auch sein muss. Eine Freundin von ihr ist in der gleichen Zeit mit den Anforderungen gewachsen, aber jedes Kind entwickelt sich nun mal anders und meine Schülerin braucht einfach nur etwas mehr Zeit für sich. Die Eltern fürchten, dass ihr Kind dadurch den Anschluss an die Schule verpasst und somit keinen idealen Lebenslauf haben wird. Die Frage, die sich mir an dieser Stelle natürlich stellt ist, wie sich das Mädchen weiter entwickeln wird, wenn es jetzt schon so sehr leidet.

Zeit lassen – Geschwindigkeit drosseln
Ich habe für mich aus diesem Gespräch gelernt, dass ich mich in der nächsten Zeit auf das Tempo der Schülerin einlassen muss, auch wenn vielleicht in der einen oder anderen Unterrichtseinheit nicht wirklich etwas Produktives zustande kommt. Sie braucht Zeit, um sich an die neuen Anforderungen des Gymnasiums zu gewöhnen und muss Kraft tanken, um die Herausforderungen schnell annehmen zu können. 

Das Sorgenpüppchen
Meinen ersten Schritt in die (hoffentlich) richtige Richtung, habe ich schnell gebastelt. Ein Sorgenpüppchen! Diese kommen ursprünglich aus Guatemala und die Menschen dort glauben, dass die eigenen Sorgen im Schlaf verschwinden, in dem man sie der Puppe erzählt und diese dann nachts unter sein Kopfkissen legt. Mein gebasteltes Sorgenpüppchen hat zusätzlich noch einen Kummerkasten, in welches man Zettel legt, die man mit seinen Sorgen beschrieben hat. Ich wünsche mir, dass es meiner Schülerin zunächst mal eine Freude bereitet, aber auch einige Probleme von ihren Schultern nimmt. Darüber hinaus erhoffe ich mir, dass sie nachts wieder ruhiger schläft, weil sie ja ihren Kummer sozusagen von sich gegeben hat. Etwas mehr Schlaf führt dann wiederum dazu, dass sie im Alltag aufnahmefähiger ist. Ich werde sicherlich demnächst ergänzen, wie sich das Mädchen entwickelt hat.
Foto: Anita v. Kuczkowski






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